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Person: Heinrich Johannes Amandus Bobsien

 
Name
Heinrich Johannes Amandus Bobsien
Degree / academic title
 
Biographical data
30.07.1897 - 29.09.1969
Place of birth
Hamburg, Deutschland
Place of death
Hamburg, Deutschland
 
Sex
männlich
Nationality
Deutsche / Deutscher
Profession
Gerichtsvollzieher Hamburg
 
Location
Hamburg
Address
Angaben aus dem Hamburger Adressbuch:
1925 Heinr. Bobsien Justizsekr. Campestr. 10
1930 Heinr. Bobsien Justizsekr. Campestr. 11
1935 Heinr. Bobsien Beamter Hirtenstr. 35
1942 Heinr. Bobsien Beamter Hirtenstr. 36
1943 Heinr. Bobsien Beamter Hirtenstr. 37
lt. P-Akte Isestraße 11 bei Wachendorf (Vorges.)
lt. P-Akte ab 23.12.1949 Heinr. Bobsien Beamter Caspar-Vogtstr. 94, IV. Stock
 
Information
Dienstbezeichnung: Obergerichtsvollzieher
Dienststelle: Amtsgericht Hamburg
Dienstzeit: 1915-1962

Martin 2000, 81: "Heinrich Johannes Adamus Bobsien wurde 1897 in Hamburg geboren. Nach Absolvierung der Volksschule und einer Ausbildung zum Verwaltungsangestellten wurde er 1925 zum Justizsekretär ernannt und auf Ersuchen des Amtsgerichtspräsidenten beim Gerichtsvollzieheramt Hamburg eingesetzt. Zwei Jahre später bestand Bobsien die Gerichtsvollzieherprüfung mit der Note ausreichend. Nach der Übernahme der Hamburgischen Verwaltung durch die Nationalsozialisten wurde auch von Bobsien die Versicherung des sogenannten »Ariemachweises« gefordert. Das Überprüfungsverfahren endete mit der Leistung des Diensteides auf den »Führer des deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler«, am 29. August 1934.
Vier Jahre später wurde durch die Pensionierung eines Beamten eine Stelle als Gerichtsvollzieher beim Gerichtsvollzieheramt Hamburg frei. Neben Bobsien gab es noch drei weitere Kandidaten. Aufgrund der Beurteilung seines Vorgesetzten, die ihm Diensteifer und Pflichterfüllung bescheinigte, erhielt· Bobsien die Stelle. Dabei kam ihm seine Mitgliedschaft in der Partei und in zahlreichen NS-Organisationen zugute. »Er hat die ihm übertragenen Arbeiten stets gewissenhaft und zur vollsten Zufriedenheit ausgeführt .... Bobsien ist seit dem 1.5.37 Mitglied der NDSAP; er ist
als Blockwalter in der NSV tätig. Arischer Nachweis vorhanden«, heißt es in der Beurteilung seines Vorgesetzten. Am 12. September 1938 ernannte ihn der Präsident des Hanseatischen Oberlandesgerichts »im Namen des Führers und Reichskanzlers« zum Gerichtsvollzieher. Bereits zwei Jahre später erhielt er anläßlich der Vollendung seiner 25jährigen Dienstzeit das Treuedienst-Ehrenzeichen II und eine vom »Führer« verliehene Urkunde."

Martin 2000, 80ff.: "Ausgebildet in der Weimarer Republik hatte Bobsien keine Probleme, seine Pflicht auch für die Nationalsozialisten zu leisten. Sein Aufstieg vom Verwaltungsangestellten über die Position eines Justizsekretärs bis zu den Ernennungen zum Gerichtsvollzieher und Obergerichtsvollzieher zeigt eine geradlinige Karriere in der Justizverwaltung egal welchen politischen Systems." "Dem Gerichtsvollzieher Bobsien kann es auf keinen Fall entgangen sein, welches Schicksal den Juden seiner Heimatstadt beschieden war. Daß diese mit ungewisser Zukunft in Richtung »Osten« des Landes verwiesen wurden, muß ihm klar gewesen sein."
Comments
01.04.1904-31.03.1912 Besuch der öffentlichen Volksschule, Poolstr. 5, Abschlußzeugnis
01.04.1912-31.03.1915 "Lehrling bei den Rechtsanwälten Dr. Hermann Halben und Dr. Kurt Elvers, Börsenbrücke, Zeugnis"
10.03.1915 Bewerbungsschreiben
01.04.1915 Diensteintritt Amtsgericht Hamburg
01.08.1916-28.02.1919 zum Militätrdienst eingezogen
30.07.1918 Beförderung zum Bürogehilfen - trotz Abwesenheit
01.03.1919 Wiederaufnahme der Tätigkeit
26.04.1921 Prüfung für mittleren Justizdienst bestanden, amtsärztliche Untersuchung
30.09.1921 "Geburt des Sohnes Heinz-Georg; im 2. Weltkrieg in Rußland vermißt,
einziges Kind"
01.02.1922 Ernennung zum "außerplanmäßigen" Justizsekretär, gez. Blunk (Amtsgerichtspräsident)
01.04.1925 Ernennung zum Justizsekretär und Beamten a. L. (= auf Lebenszeit) nach Gesundheitsprüfung
06.05.1927 Prüfung für den Gerichtsvollzieherdienst mit Prädikat "ausreichend" bestanden, von 23 Prüflingen haben 12 bestanden
12.11.1927 "Ernennung / Diensteid durch Verfügung der Senatskommission vom 9.11.1927 auf Grund § 11 des Gesetzes zum Gerichtsvollzieherwesen vom 19.12.1911 mit der einstweiligen Wahrnehmung von Geschäften der Gerichtsvollzieher.
Gegenwärtig: Amtsgerichtspäsident Dr. Blunk, Justizamtsmann Wachendorf"
23.01.1929 Kassenführung übertragen (Blunk, Wachendorf)
in den Personalbogen der Akte eingefügt - ohne Datumsangabe "Fragebogen zur hamburgischen Staatsangehörigkeit der Eltern und Großeltern"
04.05.1931 - 10.03.1943 Regelmäßige Abfrage der Behörde, ob Mitarbeiter einer Nebenbeschäftigung nachgeht und/oder Nebenverdienste hat; Nebenverdienste werden verneint
11.04.1933 Aufforderung zum Schutz von Volk und Staat vom 28.02.1933, dass keine Mitgliedschaft zur marxischer Partei oder Nebenorganisation bestehen darf
29.08.1934 neuer Diensteid auf den Führer vor dem Justizsenator Dr. Curt Rothenberger geleistet, Justizamtmann Wachendorf beglaubigt
24.09.1934 Fragebogen bezgl. NSDAP-Zugehörigkeit - keine
25.10.1934 Erklärung, dass nicht bekannt, dass nicht arischer Abstammung
08.02.1935 "Abfrage vom Amtsgerichtspräsidenten (Gerichtsvollzieherei; i.V. Korn) an alle Abteilungen an alle Beamten/Angestellten
1) von welchem Truppenteil sind Sie bei Kriegsende entlassen worden?
2) welchen Dienstgrad hatten Sie bei Kriegsende?"
02.03.1935 lt. Verordnung vom 13.07.1934 als Frontkämper im 1. Weltkrieg mit dem von Hindenburg gestiftenen Ehrenkreuz geehrt worden; am 26.02.1935 ausgehändigt worden; Unterschrift Wachendorf
"27.03.1936
sowie 9.10.1936" Darstellung der Herkunft der Eltern, Großeltern sowie der Familie der Ehefrau, Prüfung und Bestätigung der Angaben durch vorgelegte Urkunden
28.10.1936 Information darüber eingereicht, dass bei Kriegsbeorderung am 2. Mobilmachungstag zu erscheinen hat
05.11.1936 Abfrage bzgl. Ehrenzeichen, B. bestätigt die Ehrenzeichen (Hanseatenkreuz, Frontkämpfer-Ehrenkreuz) erhalten zu haben, die Besitzzeugnisse konnten vorgelegt werden.
20.04.1937 Anfrage der Dt. Bank nach dem Leumund von Bobsien, sein Sohn hat sich dort als Lehrling beworben. Für den Sohn wird er, solange dieser über kein ausreichendes eigenes Einkommen verfügt, eine Unterstützungszahlung beantragen und erhalten.
Im Verlauf 1937 Einforderung der Bestätigung, dass kein Mitglied der Vereinigungen Schlaffaria, Rotarier, Freimauerer
20.12.1937 Fragebogen bzgl. Zugehörigkeit zu NSDAP, am 1.5.d. J. beigegetreten
24.01.1938 Hinterlegung von Passfotos für die Personalakten im hanseatischen Oberlandesgericht und Amtsgericht
20.04.1938 Information aus ärztlicher Begutachtung nach einem Betriebsunfall mit Knieverletzung: Bobsien wird mit Größe 179 cm, 99,7 kg und kräftiger Statur beschrieben.
01.09.1938 "Ernennung zum Gerichtsvollzieher durch den Päsidenten des Ober
landesgerichtes als Vertreter des Reichsjustizministers. Vorangegangen ist eine schriftliche Beschreibung der Personalsituation und Beurteilung der in Frage kommenden Mitarbeiter.
Das Schreiben trägt die Parafe ""Schw"" (=Schwarz), dieser wird mit dem Tod von Dr. Blunk 1942 als dessen Nachfolger eingesetzt. Dr. Schwarz bestätigt 1952, dass Bobsien den Diensteid auf das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ablegt.
Interessant, dass die Beförderung offenbar mit einem geringerem Gehalt ausgestattet ist. Dies ist zuvor von Bobsien akzeptiert worden."
1938 Vorsitzender des Schlichtungsausschusses der Stadtgruppe Waltershof im Reichsbund der Kleingärtner und Kleinsiedler Deutschlands
01.04.1940 25jähriges Dienstzeit, wird mit Treuedienst-Ehrenzeichen gewürdigt
April/Mai 1941 gemustert
seit 01.10.1941 """UK"" gestellt, Schreiben vom Präsidenten des hanseatischen Oberlandesgerichts an den Amtsgerichtspräsidenten,
unterschrieben Schäfer/Finke"
15.12.1942 "Bobsien schreibt an den Amtsgerichtspräsidenten, er solle auf Vorschlag ""von Vicepräsident Herrn Staatsrat Sievers und Herrn Direktor Dieckhoff der Mobiliarfeuerkasse die Schätzungen von Haushalten sowie bei Schadensersastzleistungen übernehmen"". Der Amtsgerichtspräsident reicht dieses Ersuchen am 5. Januar befürwortend an den Präsidenten des Oberlandesgerichtes weiter. Der Antrag wird vom Präsidenen des Oberlandesgerichtes und vom Amtsgerichtspräsidenten am 13. Januar 1943 genehmigt.
Entsprechende Erlaubnis/Mitteilung erhält Bobsien schriftlich am Folgetag duch den Amtsgerichtspräsident."
31.08.- 22.10.1943 Bobsien schreibt aus Eschwege a.d.Werra im Reserve Lazarett Haus Drill, offensichtlich verwundet, es werden weitere vier Wochen Erholung verordnet
10.12.1943 weiterhin "UK-gestellt", begründet mit der Aufgabe der Verwertung des von der Sozialverwaltung eingelieferten Bergungsgutes
05.12.1944 doppelte UK-Stellung
20.12 1944 Genehmigung der Fortführung der zivilen Tätigkeit
23.02.1945 Einberufung in den Volkssturm
01.10.1945 "vorläufige Zulassung zum Dienst durch die Militärregierung
"
20.02.1948 Beschluß des Justizausschußes Bobsien in seinem Amt als Gerichtsvollzieher zu bestätigen
Feb./März/Juni 1948 "Action sheet" - Fragebogen "Entnazifizierung" - es bestehen keine politischen Bedenken, Kategorie IV; Eintritt NSDAP am 1. Mai 1937 erst auf Veranlassung der vorgesetzten Behörde; eine Weiterbeschäftigung wird empfohlen
01.03.1948 rückwirkend zum 01.09.1937 in das Beamtenverhältnis der Stadt Hamburg übernommen worden
02.08.1949 erneute Überprüfung, jetzt als Kategorie "V" eingestuft
27.10.1952 Vereidigung auf das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, gez.Dr. Schwarz
01.04.1955 40jähriges Dienstjubiläum
Beurteilungsbogen, darin wird vermerkt, dass Bobsien seit rund 20 Jahren als Versteigerer tätig ist
10.05.1957 Ernennung Obergerichtsvollzieher
29.07.1962 mit Vollendung des 65. Lebensjahr pensioniert worden; Schreiben vom Präsidenten des Senats Nevermann erhalten
 
Primary source
StAHH 241-2_B 203 (Personalakte Bobsien, Heinrich Johannes Amandus, 1915-1968)
StAHH 314-15_31 UA 1 Gerichtsvollzieher Bobsien, 1942 (Unterakte zu: Abrechnungen von Gerichtsvollziehern über Erlöse aus Versteigerungen von Hausrat deportierter Juden und von Umzugsgut jüdischer Emigranten, 1941-1948)
Secondary source
Bernd Martin, Die Versteigerungen des Eigentums deportierter Hamburger Juden durch die Gerichtsvollzieherei Hamburg zwischen 1941 und 1945, Magisterarbeit Universität Hamburg 2000.
Online source
 
 
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