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Person: Friedrich Goldschmidt

 
Name
Degree / academic title
 
Biographical data
1885 - 1944
Place of birth
Wurzen
Place of death
Auschwitz
 
Sex
männlich
Nationality
Profession
Kaufmann Bekleidung
 
Location
Wurzen/Sar
Address
Wurzen, Jacobsgasse 11-13
 
Information
1939 Flucht nach Holland, Belgien, Frankreich
1944 Drancy -> Auschwitz
Comments
https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/1511/familie-goldschmidt-geschaft:
(Ausschnitt)
Friedrich Goldschmidt heiratete 1919 die 1896 in Wittenberg geborene Kaufmannstochter Bianca Baumann. 1920 wurden ihnen in Wurzen die Tochter Liselotte und 1924 der Sohn Manfred Wolfgang geboren. Die Kinder gingen in Wurzen ganz normal zur Schule. 1927 erwarb Friedrich ein Wohnhaus in der Moltkestraße 10 (heute Dr.-Rudolf-Friedrich-Str.) und verlebte mit seiner Familie dort einige glückliche Jahre. Mit ihrem Auto unternahmen sie Sonntagsausflüge, z.B. nach Dresden zur Briefmarken-Börse. Liselotte litt schon seit ihrer Kindheit an einer Herzkrankheit und musste deshalb oft zur Kur.
Seinen Erfolg verdankte Friedrich nicht allein seinem guten Geschäftssinn, sondern auch seiner humorvollen und wohltätigen Art. Er unterstützte den Wurzener Fußballverein oder nähte die Uniformen der Röcknitzer Feuerwehr. 1927 nahm er u.a. den 14jährigen Fritz Freimark, dessen Vater arbeitslos war, als Lehrling mit Familienanschluss auf.
Die Familie Goldschmidt zählte zur israelitischen Gemeinde Leipzig, war jedoch in Wurzen völlig assimiliert, wie die meisten Juden. Mit den jüdischen Ritualen wurde nicht zu streng umgegangen, denn als bei Wolfgangs Geburt der Leipziger Rabbi nicht rechtzeitig zur Beschneidung kommen konnte, unterblieb diese einfach. Ein Umstand der Wolfgang später in Auschwitz wahrscheinlich das Leben gerettet hat.
Der Machtantritt der Nazis 1933 brachte für die Wurzener Juden bald die ersten Repressalien. Wie bei den anderen jüdischen Geschäften in der Stadt, stand die SA auch vor Goldschmidts Laden und versuchte, die Leute am Einkaufen zu hindern. In dieser Zeit war Friedrich immer lange im Laden und verkaufte die Waren auch nachts über die angrenzende alte Stadtmauer. Eine befreundete Familie berichtete ihnen von den geheimen Plänen der Faschisten. So gab Friedrich noch vor der Progromnacht sein Geschäft schweren Herzens in "arische Hände" und verhinderte so, dass es in der Nacht des 09.11.1938 zerstört wurde. Aber der aufgebrachte Mob zog auch vor sein Wohnhaus. Nichts Gutes ahnend hatte der inzwischen fest angestellte Fritz Freimark seinen Chef nach Hause begleitet und erlebte die schrecklichsten Szenen. Einige namhafte und angesehene Bürger der Stadt Wurzen schmähten und beschimpften die Goldschmidts und warfen mit Steinen. Im Haus war es dunkel, aber im hellen Laternenlicht sah Freimark deutlich das grausame Treiben und die Täter, die nach 1945 unbehelligt blieben. Allen war klar, dass die Familie sofort gerettet werden musste. Unter unendlichen Schikanen und Auflagen bereitete Friedrich die Flucht nach England vor. Mitte der 30er jahre emigrierte Liselotte, wo sie später in Manchester Kinderpflegerin wurde.
1939 gelangten Friedrich, Bianca und Wolfgang schließlich nach Sluis/Holland. Dort warteten sie in einem katholischen Flüchtlingslager auf die Ausreise, während ihr Hab und Gut versiegelt im Hamburger Hafen lagerte. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht mussten sie wiederum flüchten, diesmal nach Belgien und später nach Frankreich. 1941 wurde ihnen die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Zuletzt lebten sie in Levallois Perret/Frankreich, wo sie schließlich denunziert und verhaftet wurden. Nach einer fünfjährigen Odyssee endete die Flucht im berüchtigten Lager Drancy.
27.03.1944 deportierte man sie mit dem 70.Transport nach Auschwitz, wo sie am 30.03.1944 ankamen. Die Elten wurden sofort ermordet. Wolfgang musste bei der IG Farben Zwangsarbeit leisten. Von den mehr als 1000 Menschen dieses Transports haben nur 152 überlebt. Am 26.01.1945 kam der inzwischen als Manfred registrierte Wolfgang mit einem sehr großen Transport von 3873 Gefangenen in das KZ Buchenwald. Unter unmenschlichen Zuständen starben dabei 473 Häftlinge. Schließlich erlebte er die Befreiung durch die Amerikaner mehr tot als lebendig.
Liselotte lernte in England ihren Mann Michael Thompson kennen. Sie bekamen die Kinder Nick, Andrew und Judith. Später ging die Familie nach Kalifornien/USA. Die Geburt ihrer Enkel und Urenkel erlebte Liselotte nicht mehr. Sie starb infolge ihrer Herzkrankheit 1968 in Carrito.
Manfred Goldschmidt ging nach dem Krieg zurück nach Frankreich und heiratete Suzanne Grundmann, eine überlebende Jüdin aus dem Elsass. Sie bekamen die Kinder Nicole und Michel und wurden Großeltern von drei Enkeln.
 
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Secondary source
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Online source
 
 
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