Die LostLift Datenbank
Umzugsgut: Wilhelm Rosenbaum
Dokumente: Anzahl 3
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Provenienz:
Transport (Land)
Lagerung
Versteigerung
Gerichtsvollzieher Kühling, Gustav und Berthold, Hermann
Bremen, Auf den Häfen 66, Turnhalle; 6.7.1942 um 14 Uhr und 7.7.1942 um 10 Uhr.
75 Käufer
13473
RM
J 699, D R II 264/42 (266/42)
Versteigerungsprotokoll vorliegend.
Umzugsgutliste
Kauf
Carl Emil Spiegel (Fa. Franz Leuwer)
2 Bilder (Lot 51): 65 RM; 1 Bild (Lot 53): 10 RM; 1 Ölgemälde (Lot 56): 55 RM; 1 Ölgemälde (Lot 58): 130 RM; 1 Ölgemälde (Lot 59): 100 RM; 2 kleine Spiegel (Lot 60): 20 RM.
380
RM
J 699
StAB 4,42/3-6 (Versteigerungsprotokoll Kühling)
Kauf
Sozialamt Bremen
2 Clubsessel, 1 runder Tisch, 4 Stühle, weiteres Mobiliar, Topfschrank, Kopfkissen, Tagesdecke, Bettlaken, weitere Wäsche, Hausrat
1379
RM
J 699
StAB 4,42/3-6
Rückerstattungsverfahren
Landesamt für Wiedergutmachung Bremen
Verweis an die Wiedergutmachungskammer am Landgerichts Bremen, AZ: OH 1015/54 (W).
Antragstellerin: Liselotte Shoshanna Katz, geb. Rosenbaum, 48 Aliyah Street, Bath Galim, Haifa/Israel (geb. am 19.2.1913, die Tochter von Dr. Wilhelm Rosenbaum und Bertha, geb. Buxbaum). Beide starben am 8. Mai 1945.
Antrag an das Zentralanmeldeamt Bad Nauheim am 14.7.1948 (Anzeige gemäß Gesetz Nr. 59)
Antrag lag dem Wiedergutmachungsamt in Bochum vor (Rü 282/51), dann wg. des Umzugsgutes nach Bremen verlegt (1953). IRSO-Claim 519 481.
Die Tochter Liselotte Rosenbaum war 1933 im Alter von 20 Jahren nach Palästina gegangen.
50000
RM
StAB 4,54 Ra 1161
Zusatzinformationen
Dr. Wilhelm Rosenbaum und seine Frau Bertha, geborene Buxbaum, lebten gemeinsam mit ihrer Tochter Liselotte in einer großen Wohnung in Bochum. Dr. Rosenbaum war Justizrat mit einem eigenen Notariat. Sie waren eine angesehene Familie, sozial eingebunden und mit vielen Kontakten in der ganzen Stadt.
Das Leben der Familie Rosenbaum veränderte sich grundlegend, als Wilhelm Rosenbaum im Jahre 1933 von den Nationalsozialisten die Arbeitserlaubnis entzogen wurde. Den zunehmenden Einschränkungen, Enteignungen und Demütigungen, denen sie sich als Deutsche jüdischen Glaubens in den Folgejahren ausgesetzt sahen, konnten sie nichts entgegenstellen. Ihre Tochter Liselotte, damals Anfang 20 Jahre alt, schickten sie bald ins sichere Ausland, nach Palästina.
Das Ehepaar blieb, wohl auch in der trügerischen Hoffnung, dass sich die politische Situation bald wieder umkehren würde und auch, weil sie ihr Haus und ihr Leben in Bochum nicht aufgeben wollten. Doch wie viele andere Verfolgte mussten auch sie sich zusehends wohnungsmäßig verkleinern, erlebten Ausgrenzung und Entmündigung.
Erst im Jahr 1938, nach der Reichspogromnacht, entschlossen sich Wilhelm und Bertha Rosenbaum auch zur Auswanderung. Die Beantragung und Bewilligung brauchte ihre Zeit, es vergehen Monate bis sie einen Umzugslift bestellen und ihre Möbel, ihre Wäsche, ihr gesamtes bewegliches Eigentum einpacken lassen konnten. Der Lift (ein Lift oder auch Liftvan ist eine hölzerne Überseekiste für Transporte von Umzugsgut, je nach Bedarf variabel in Größe und Gewicht) sollte durch eine Spedition über den Bremer Hafen nach Palästina verschickt werden. Im Anschluss wollten sie selbst ihre Reise antreten. Zwischenzeitlich jedoch verhängte die britische Regierung eine Einwanderungssperre über Palästina, fatal für Wilhelm und Bertha Rosenbaum. Denn nun war ihnen als Juden jede Möglichkeit für eine Rettung ins sichere Ausland versperrt. Mit vielen anderen Bochumer Juden lebten sie die Folgejahre zusammengedrängt in den ihnen zugewiesenen Wohnungen in einem sogenannten "Judenhaus". Im Jahr 1942 wurden sie in den Osten deportiert. Sie kamen vermutlich in das Lager Zamosc bei Lublin, galten lange als verschollen. Nach dem Krieg wurden sie offiziell für tot erklärt, ihr Sterbedatum wurde auf den 8. Mai 1945 festgesetzt.
Ihr sorgsam gepacktes Umzugsgut war bereits im Sommer 1939 auf den Weg gebracht worden und wartete in den Lagerstätten Bremens auf seine Verschiffung nach Palästina. Doch auch hier verlief es nicht planmäßig, denn ab Anfang September 1939, nachdem die Deutschen den Krieg begonnen hatten, war ein Auslaufen ziviler Schiffe in nicht deutsche Gewässer nicht mehr möglich. (aus: "Meistbietend gegen bar". Ein Forschungsprojekt zum Umgang mit Übersiedlungsgut jüdischer Emigranten. in: Deutsche Schiffahrt 2/2019, Bremerhaven)
Zur Kunstsammlung ihres Vaters schreibt Liselotte Rosenbaum im Rückerstattungsverfahren:
"Mein Vater pflegte Bilder zu sammeln, daher die grosse Zahl von Bildern in der Wohnung. Ungefähr zwanzig. Keine alten Meister, meistens zeitgenössische. Er liebte besonders die Düsseldorfer Schule und pflegte regelmäßig auf Ausstellungen zu kaufen.
Seine Briemarkensammlung pflegte er immer sehr. Und besonders nach dem er seine Praxis nicht mehr ausüben durfte. Sie war in mehreren Bänden. Ich entsinne mich, dass er mit Liebe von wertvollen Stücken sprach. Ich habe mich nie für die Marken interessiert und weiss deshalb nicht, worum es sich gehandelt hat." (Eidesstattliche Erklärung, Haifa 2.11.1953, StAB 4,54 Ra 1161)