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Person: Salomon/Sigmund Baumwollspinner
Name
Rang / Titel
Lebensdaten
1889 - 1942
Geburtsort
Sambor, Polen
Sterbeort
Belzec, Polen
Geschlecht
männlich
Nationalität
Polin / Pole
Beruf
Weingroßhändler, Mitnhaber der Fa. B. Landau & Co.
Letzter Wohnort
Hamburg
Adressen
Hamburg-Eimsbüttel, Oberstraße 3
ab 1925: Hamburg, Sillemstraße 17
ab 1922: Hamburg, Hagedornstraße 53
ab 1925: Hamburg, Sillemstraße 17
ab 1922: Hamburg, Hagedornstraße 53
Informationen
Salomon Baumwollspinner und sein Schwager Benjamin Landau waren die Inhaber der offenen Handelsgesellschaft B. Landau & Co., ein Weingroßhandel in der Lindenallee 28, Hamburg. Die Gesellschaft ist im Januar 1939 aufgelöst worden.
Ehefrau: Amalie/Amalia Rosa, geb. Nussbaum (11.02.1898 in Przemysl- 1942), Eheschließung am 15.02.1925 im polnischen Przemysl
Sohn: Alfred (geb. 29.12.1925) (später: Cotton), mit Kindertransport am 12.6.1939 ausgewandert, 1946 wohnhaft 59 Southgrove Road, Sheffield 10, Großbritannien
1848 "Sunnyside", 483 Gleadless Road, Sheffield 2; er zog später nach Kalifornien, USA
Nichte: Lucille Eichengreen, geb. Landau
Das Ehepaar Baumwollspinner wurde am 28./29.10.1938 nach Zbaszyn ausgewiesen, am 17.07.1939 flüchteten sie nach Sambor in Polen, 1942 in Belzec ermordet
Ehefrau: Amalie/Amalia Rosa, geb. Nussbaum (11.02.1898 in Przemysl- 1942), Eheschließung am 15.02.1925 im polnischen Przemysl
Sohn: Alfred (geb. 29.12.1925) (später: Cotton), mit Kindertransport am 12.6.1939 ausgewandert, 1946 wohnhaft 59 Southgrove Road, Sheffield 10, Großbritannien
1848 "Sunnyside", 483 Gleadless Road, Sheffield 2; er zog später nach Kalifornien, USA
Nichte: Lucille Eichengreen, geb. Landau
Das Ehepaar Baumwollspinner wurde am 28./29.10.1938 nach Zbaszyn ausgewiesen, am 17.07.1939 flüchteten sie nach Sambor in Polen, 1942 in Belzec ermordet
Bemerkungen
Die Rückerstattungsverfahren wegen der Grundstücke wurden von den Erb:innen der Handelsgesellschaft B. Landau & Co., Alfred Cotton (fr. Baumwollspinner) und Cäcilie Eichengreen, geb. Landau, geführt.
Stolperstein-Biographie:
Sigmund Baumwollspinner, der seit 1921 in Hamburg lebte, wohnte 1922 in der Hagedornstraße 53 und, als er eine Familie gegründet hatte, in Eimsbüttel in der Sillemstraße 17. Zuletzt lebte er mit Frau und Sohn im dritten Stock des Hauses Oberstraße 3. Seine Frau Amalia war eine geborene Nussbaum und stammte wie ihr Mann aus dem habsburgischen Galizien, und zwar aus Przemysl, wo Sigmund und Amalia am 15. Februar 1925 heirateten. Da war die Stadt schon polnisch, denn 1918 kam Przemysl an Polen und ist bis heute polnisch. Der gemeinsame Sohn Alfred wurde am 29.12.1925 in Hamburg geboren. Er besuchte die Talmud Tora Schule im Grindel. Auch Sigmund Baumwollspinner wurde wie sein Schwager im Rahmen der Polenaktion nach Zbaszyn ausgewiesen, während Frau und Sohn in Hamburg zurückblieben. Im Frühjahr 1939 erhielt Sigmund die Erlaubnis, für kurze Zeit nach Hamburg zurückzukehren. Die Familie versuchte in die USA zu emigrieren. Im Juli 1939 hatte Sigmund Baumwollspinner eine Passage mit der Hapag nach San Francisco mit 1.000 RM angezahlt. Das Umzugsgut hatte er, wie seine Verwandten, bei der Firma Springer & Co. in zwei Lifts packen lassen und für den Transport 2.700 RM bezahlt. Aber auch diese Emigration gelang nicht. Die Pässe der Baumwollspinners wurden mit Wirkung vom 17. Juni 1939 devisenrechtlich gesperrt. Allerdings konnte für den Sohn Alfred ein Platz in einem Kindertransport nach England beschafft werden, er verließ Hamburg im Juni 1939. Ein Bruder der Mutter war mit Familie schon nach England emigriert, Alfreds Onkel arbeitete bei der Jewish Relief Agency und hatte ihm einen Platz verschafft. Unglücklicherweise wurde Alfreds Koffer, in dem sich seine Kleidung befand, geraubt, so dass er nach seiner Ankunft völlig mittellos war.
Sigmund und Amalia Baumwollspinner verließen Hamburg kurz nach der Abreise ihres Sohnes und fuhren nach Sambor, Sigmunds Geburtsort. Es kann sein, dass sie von dort zurückkehren wollten, um von Hamburg mit dem Schiff in die USA zu reisen, aber nach Kriegsausbruch am 1. September 1939 war das nicht mehr möglich. Das Ehepaar Baumwollspinner hatte zwar zwei Affidavits für die USA, die Quote für die Einwanderung polnischer Staatsangehöriger war aber bereits ausgeschöpft, und sie mussten warten.
Der Kontakt zwischen den Eltern Baumwollspinner in Sambor und dem Sohn in England war nach Emigration und Flucht abgerissen. Im Dezember 1941 konnte Sigmund Baumwollspinner aus Sambor, Lwonska 31, eine Rot-Kreuz-Karte an seinen Sohn schicken, die dieser auch erhielt. Alfred antwortete am 10. April 1942. Am 31. August 1942 ging noch einmal eine Rot-Kreuz-Karte von Sambor nach England. Aber Alfred und seine Eltern sollten sich nie wiedersehen. Zwischen März und Dezember 1942 wurden mehr als 200.000 galizische Juden im Vernichtungslager Belzec im Südosten des polnischen Distrikts Lublin ermordet. Nach Recherchen von Alfred wurden auch seine Eltern von Sambor nach Belzec deportiert und dort im Oktober 1942 ermordet.
Die letzte Hamburger Spur der Familie aus der NS-Zeit findet sich – wie so oft – in einer Gerichtsvollzieherakte. Am 6. Oktober 1941 beauftragte die Gestapo einen Gerichtsvollzieher, das beschlagnahmte Umzugsgut von Sigmund Baumwollspinner, einen Lift und eine Kiste, zu versteigern. Die Versteigerung fand am 29. Oktober statt. Einen kleinen Teil erwarb die Sozialverwaltung Hamburg, der größte Teil wurde von Privatleuten ersteigert. Der Bruttoversteigerungserlös betrug 5.243,30 RM.
Stolperstein-Biographie:
Sigmund Baumwollspinner, der seit 1921 in Hamburg lebte, wohnte 1922 in der Hagedornstraße 53 und, als er eine Familie gegründet hatte, in Eimsbüttel in der Sillemstraße 17. Zuletzt lebte er mit Frau und Sohn im dritten Stock des Hauses Oberstraße 3. Seine Frau Amalia war eine geborene Nussbaum und stammte wie ihr Mann aus dem habsburgischen Galizien, und zwar aus Przemysl, wo Sigmund und Amalia am 15. Februar 1925 heirateten. Da war die Stadt schon polnisch, denn 1918 kam Przemysl an Polen und ist bis heute polnisch. Der gemeinsame Sohn Alfred wurde am 29.12.1925 in Hamburg geboren. Er besuchte die Talmud Tora Schule im Grindel. Auch Sigmund Baumwollspinner wurde wie sein Schwager im Rahmen der Polenaktion nach Zbaszyn ausgewiesen, während Frau und Sohn in Hamburg zurückblieben. Im Frühjahr 1939 erhielt Sigmund die Erlaubnis, für kurze Zeit nach Hamburg zurückzukehren. Die Familie versuchte in die USA zu emigrieren. Im Juli 1939 hatte Sigmund Baumwollspinner eine Passage mit der Hapag nach San Francisco mit 1.000 RM angezahlt. Das Umzugsgut hatte er, wie seine Verwandten, bei der Firma Springer & Co. in zwei Lifts packen lassen und für den Transport 2.700 RM bezahlt. Aber auch diese Emigration gelang nicht. Die Pässe der Baumwollspinners wurden mit Wirkung vom 17. Juni 1939 devisenrechtlich gesperrt. Allerdings konnte für den Sohn Alfred ein Platz in einem Kindertransport nach England beschafft werden, er verließ Hamburg im Juni 1939. Ein Bruder der Mutter war mit Familie schon nach England emigriert, Alfreds Onkel arbeitete bei der Jewish Relief Agency und hatte ihm einen Platz verschafft. Unglücklicherweise wurde Alfreds Koffer, in dem sich seine Kleidung befand, geraubt, so dass er nach seiner Ankunft völlig mittellos war.
Sigmund und Amalia Baumwollspinner verließen Hamburg kurz nach der Abreise ihres Sohnes und fuhren nach Sambor, Sigmunds Geburtsort. Es kann sein, dass sie von dort zurückkehren wollten, um von Hamburg mit dem Schiff in die USA zu reisen, aber nach Kriegsausbruch am 1. September 1939 war das nicht mehr möglich. Das Ehepaar Baumwollspinner hatte zwar zwei Affidavits für die USA, die Quote für die Einwanderung polnischer Staatsangehöriger war aber bereits ausgeschöpft, und sie mussten warten.
Der Kontakt zwischen den Eltern Baumwollspinner in Sambor und dem Sohn in England war nach Emigration und Flucht abgerissen. Im Dezember 1941 konnte Sigmund Baumwollspinner aus Sambor, Lwonska 31, eine Rot-Kreuz-Karte an seinen Sohn schicken, die dieser auch erhielt. Alfred antwortete am 10. April 1942. Am 31. August 1942 ging noch einmal eine Rot-Kreuz-Karte von Sambor nach England. Aber Alfred und seine Eltern sollten sich nie wiedersehen. Zwischen März und Dezember 1942 wurden mehr als 200.000 galizische Juden im Vernichtungslager Belzec im Südosten des polnischen Distrikts Lublin ermordet. Nach Recherchen von Alfred wurden auch seine Eltern von Sambor nach Belzec deportiert und dort im Oktober 1942 ermordet.
Die letzte Hamburger Spur der Familie aus der NS-Zeit findet sich – wie so oft – in einer Gerichtsvollzieherakte. Am 6. Oktober 1941 beauftragte die Gestapo einen Gerichtsvollzieher, das beschlagnahmte Umzugsgut von Sigmund Baumwollspinner, einen Lift und eine Kiste, zu versteigern. Die Versteigerung fand am 29. Oktober statt. Einen kleinen Teil erwarb die Sozialverwaltung Hamburg, der größte Teil wurde von Privatleuten ersteigert. Der Bruttoversteigerungserlös betrug 5.243,30 RM.
Primärquelle
StAHH 213-13_2062 [Erben]
StAHH 214-1_132 Lgb. D 77/41
StAHH 314-15_R 1938/3282
StAHH 314-15_F 97b
StAHH 314-15_V 1/278
StAHH 314-15_47 UA 17
StAHH 314-15_Nr. Abl. 1998 B 21 a
StAHH 351-11_14938
StAHH 351-11_47782
StAHH 314-15_V 1/278 Scheideweg 37/37a (Grundbuch Eppendorf, Band 77, Blatt 3309), Gärtnerstraße 54-56 (Grundbuch Eppendorf, Band 41, Blatt 2015) und Alsenplatz 5-7 (Grundbuch Altona-Nord, Band 54, Blatt 2678) (Benjamin Landau Erben.- Nachlass Salomon Baumwollspinner), 1950-1960
StAHH 214-1_132 Lgb. D 77/41
StAHH 314-15_R 1938/3282
StAHH 314-15_F 97b
StAHH 314-15_V 1/278
StAHH 314-15_47 UA 17
StAHH 314-15_Nr. Abl. 1998 B 21 a
StAHH 351-11_14938
StAHH 351-11_47782
StAHH 314-15_V 1/278 Scheideweg 37/37a (Grundbuch Eppendorf, Band 77, Blatt 3309), Gärtnerstraße 54-56 (Grundbuch Eppendorf, Band 41, Blatt 2015) und Alsenplatz 5-7 (Grundbuch Altona-Nord, Band 54, Blatt 2678) (Benjamin Landau Erben.- Nachlass Salomon Baumwollspinner), 1950-1960
Sekundärquelle
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Stolperstein_Oberstra%C3%9Fe_3_(Salomon_Baumwollspinner)_in_Hamburg-Harvestehude.JPG
https://www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?MAIN_ID=7&BIO_ID=4025
https://www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?MAIN_ID=7&BIO_ID=4025
Onlinequelle
zugeordnete Umzugsgüter
- Auftraggeber:in Salomon/Sigmund Baumwollspinner
Zitiervorschlag
Kathrin Kleibl – Susanne Kiel (Hrsg.), LostLift Datenbank, Deutsches Schifffahrtsmuseum – Leibniz-Institut für Maritime Geschichte, Person: Salomon/Sigmund Baumwollspinner, Permalink: https://lostlift.dsm.museum/de/detail/person/758268f8-414e-4db5-8df4-c5bd8bf0c851 (Zuletzt aktualisiert am: 14.11.2024)