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Person: Dalbert Messias

 
Name
Rang / Titel
Dr. jur.
 
Lebensdaten
1894 - 1957
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
 
Geschlecht
Nationalität
Beruf
Richter
 
Letzter Wohnort
Hamburg
Adressen
Hamburg
 
Informationen
Am 24. März 1939 emigrierte Dalbert Messias per Flugzeug nach England.
Bemerkungen
Dalbert Messias (Jahrgang 1894) hatte nach dem Besuch des Christianeums in Altona (1905–1906) und des Wilhelm-Gymnasiums in Hamburg-Rotherbaum (1906–1913), dort auch 1913 das Abitur abgelegt. Nach Beginn des Jurastudiums in Freiburg/ Breisgau (1913–1914) und München (1914) war er im Ersten Weltkrieg vier Jahre an verschiedenen Fronten eingesetzt (u.a. bei Verdun) und gehörte zeitweilig dem 162. Infanterie-Regiment an. Dalbert Messias erhielt das Eiserne Kreuz II.Klasse, das Verwundeten-Abzeichen und das Ehrenkreuz für Frontkämpfer. An bleibenden körperlichen Schäden hatte er aus diesem Krieg rheumatische Beschwerden und Probleme mit dem Ischias sowie einen leichten Gedächtnisverlust durch eine Graben-Verschüttung bei Verdun erlitten. Nach Kriegsende und Demobilisierung als Feldwebel Ende November 1918 war er Angehöriger des Bahrenfelder Freikorps bzw. des im Juli 1919 gebildeten Korps des Generals von Lettow-Vorbeck. Es folgten die Beendigung des Jurastudiums in Hamburg und die Promotion im Dezember 1920 ("Das Schuldproblem beim einfachen Bankrott"). Seine Juristenlaufbahn im Staatsdienst verlief über die Beförderungen zum Assessor (1922), Hilfsrichter (1924), Richter am Amtsgericht (1925) und Richter am Landgericht (1927). Er trat 1922 als eigenständiges Mitglied in die Deutsch-Israelitische Gemeinde Hamburg ein und heiratete 1924 eine Frau evangelischer Konfession aus Altona; die Ehe wurde 1936 geschieden. 1933 wurde er als Richter des Landgerichts gemäß des von den Nationalsozialisten konzipierten "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" zwangsweise in den Ruhestand versetzt. Anfang 1939 wurde Dalbert Messias ohne Angaben von Gründen verhaftet und 11 Tage interniert. Seine Freilassung erfolgte unter der Bedingung, innerhalb von 14 Tagen Deutschland zu verlassen. Für eine geregelte Vermögensauflösung und Beantragung eines Visums war keine Zeit mehr. Schnell wurden Liftvans von der Spedition Brasch & Rothenstein (Inhaber Harry W. Hamacher, Rödingsmarkt 69) gepackt und im Hamburger Freihafen für einen Schiffstransport nach London eingelagert. Darunter befanden sich Teile des Herren- u. Wohnzimmers mit Bücherschränken, Büchern, Schreibtisch, Zigarrenschrank, Standuhr, Spieltisch mit Bridgekarten, Porzellan-Service, Rauchständer mit Rauchutensilien, Onyx-Leuchter, ein Ölgemälde von Bürger und eines von Zeller sowie ein Aquarell und zwei Radierungen. Daneben wurden auch antike Möbel aus Korridor und Garderobe sowie Bett und Waschkommode aus dem Schlafzimmer verpackt. Die ebenfalls mitgenommene Vogtländer Mittelformatkamera Bessa 6x9 und das Opernglas geben Hinweise auf seine Freizeitbeschäftigungen. Für die Mitnahme dieser Gegenstände mussten im Vorwege insgesamt 3.150 RM gezahlt werden. Dennoch beschlagnahmte die Hamburger Gestapo die Transportkisten und ließ ihren Inhalt zwangsversteigern. Seinen 67jährigen Onkel Iwan Hesse hatte Dalbert Messias Mitte März 1939 zum Generalbevollmächtigten ernannt und auch dem Rechtsanwalt Max Heinemann (Berufsverbot zum 30.11.1938, danach Nachlass- und Vermögensverwalter für jüdische Klienten, Büro Schauenburger Straße 49; arbeitete 1943–1945 für die Rest-Reichsvereinigung der Juden in Deutschland), hatte er laut Akte des Oberfinanzpräsidenten eine Vollmacht erteilt. Am 24. März 1939 emigrierte Dalbert Messias per Flugzeug nach England, da für eine Schiffspassage die gesetzte Ausreisefrist zu kurz war. Die deutschen Behörden sperrten seinen Reisepass ab 28. März 1939, eine Rückkehr wäre damit nur mit einer neuerlichen Genehmigung möglich gewesen und ab Kriegsbeginn ohnehin ausgeschlossen.

Im Juni 1940 wurde er als ehemaliger deutscher Staatsangehöriger, durch die Kriegssituation nun als "enemy alien" (feindlicher Ausländer) eingestuft, nach Australien in ein Internierungslager verschifft. Hier traf er auch auf den ehemaligen Hamburger Landgerichtsdirektor Dr. jur. Franz Goldmann (geb. 29.7.1881 in Hamburg), der zum 1. April 1934 zwangsweise in den Ruhestand versetzt worden war und im Juli 1939 mit seiner Ehefrau nach England emigriert war. Erst im Januar 1943 konnte Dalbert Messias von Australien nach Großbritannien zurückkehren, nahm die britische Staatsangehörigkeit an und arbeitete in der Folgezeit in Großbritannien als einfacher Büroangestellter. 1952 wurde er wegen schwerer diabetischer Komplikationen ins Krankenhaus eingeliefert, es kam zu massiven Kreislaufstörungen und seine Sehschärfe verminderte sich rapide. Im Februar 1957 starb Dalbert Messias in England an einem Herzinfarkt; die Wiedergutmachungszahlungen kamen für ihn zu spät.
 
Primärquelle
StAHH 241-2 (Justizverwaltung Personalakten), A 1207 (Dalbert Messias, 1920–1964)
StAHH 314-15 (Oberfinanzpräsident), F 1703 (Dr. Dalbert Messias, 1939)
Sekundärquelle
https://www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?MAIN_ID=7&BIO_ID=360
Onlinequelle
 
 
zugeordnete Umzugsgüter
 
 
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