Die LostLift Datenbank

Person: Elisabeth Franziska, gen. Lili Deutsch, geb. Kahn

 
Name
Rang / Titel
 
Lebensdaten
1869 - 1940 ?
Geburtsort
Mannheim, Deutschland
Sterbeort
Ostende ?, Belgien ?
 
Geschlecht
weiblich
Nationalität
Beruf
 
Letzter Wohnort
Berlin
Adressen
Berlin, Rauchstraße 16
 
Informationen
Tochter von Bernhard "Benedikt" Kahn und Emma Stephanie Kahn
Ehemann: Felix Deutsch (1858–1928)
Tochter: Gertrud "Gerti" Deutsch (geb. 27.9.1894 in Mannheim) - verh. mit Gustav Brecher
Söhne: Georg Felix Deutsch (1901–1957), Franz Gerhart (1899-1934)

Am 12. April 1939 reiste sie zusammen mit ihrer Hausdame Hermine Voigtmann, geb. Werner (geb. 20.12.1887 in Wien) per Bahn über Düsseldorf nach Belgien aus.
Bemerkungen
https://www.stolpersteine-hamburg.de/?MAIN_ID=7&BIO_ID=1724 (Aufruf am 22.8.2023):
Familie Deutsch besaß seit 1916 eine Villa in Berlin-Tiergarten in der Rauchstraße 16 (Ecke Drakestraße und Corneliusstraße) Nähe Landwehrkanal, wo die Bankierstochter Lili Deutsch einen großen Salon führte. Neben bedeutenden Vertretern aus Wirtschaft und Politik, waren auch Künstler und Wissenschaftler zu Gast. Lili Deutsch pflegte u.a. Kontakt zu dem Komponisten Richard Strauss (1864–1949) und dem Publizisten Maximilian Harden (1861–1927). Gertruds Bruder Georg Felix Deutsch (1901–1957) war Betriebsleiter bei der Tobis (Tonbild-Syndikat) AG (er wurde am 30. Juni 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft entlassen und emigrierte im April 1934 über die Schweiz nach England). Der aus Breslau gebürtige Felix Deutsch wurde nach seinem Tod 1928 in Berlin-Lichterfelde auf dem großen Parkfriedhof beigesetzt.
...
Lili Deutsch sowie Gustav und Gertrud Brecher hatten sich entschlossen, nach Portugal zu emigrieren. Zwischen dem Verkauf der Villa Rauchstraße 16 als Gesandtschaftsgebäude an den Portugiesischen Staat (Kaufvertrag vom 11.10.1937 über 412000 RM) und dem Emigrationsziel Portugal scheint es einen direkten Zusammenhang gegeben zu haben. Der Botschafter Portugals in Berlin stellte ihnen ein Empfehlungsschreiben aus. Die konservativ-autoritäre Regierung Portugals verschärfte jedoch im Zuge des spanischen Bürgerkriegs (1936–1939) ihre Einreisebedingungen. Hiervon waren möglicherweise auch die Brechers und Lili Deutsch betroffen, deren Einreisegenehmigung und Formalitäten sich endlos hinzogen. So beschlossen sie nach Belgien auszureisen, um außerhalb des NS-Herrschaftsgebiets auf die notwendigen Papiere für Portugal zu warten – so die rückblickende Einschätzung in der Entschädigungsakte.
...
Auch von deutscher Seite gab es bürokratische Hemmnisse, die eine Verzögerung der Abreise bewirkten. Durch eine Vermögenssperre ("Sicherungsanordnung" vom 6.12.1938) blockierte der NS-Staat das gesamte Vermögen von Lili Deutsch. Sie erhielt erst nach Abschluss der massiven finanziellen Beraubung durch Sondersteuern wie "Judenvermögensabgabe" (211.000 RM), Reichsfluchtsteuer (142.000 RM) und Auswandererabgabe (54.000 RM) am 25. März 1939 ihren Reisepass (gültig bis 25.3.1940), um Deutschland zu verlassen. Die "Durchführung ihrer Auswanderung und Liquidierung ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland", wie es verschleiernd im Amtsdeutsch hieß, erfolgte von ihrer Seite über den Notar Georg Eschstruth (Berlin) und den Hausverwalter Eduard von Dellinghausen (Berlin). Rechtsanwalt Bernhard Blau aus Berlin-Charlottenburg (geb. 14.12.1881 in Stolp), nun zwangsweise als "Konsulent" nur noch auf jüdische Klienten beschränkt, bearbeitete die übrigen administrativen Vorgaben der staatlichen Stellen für sie. Am 12. April 1939 reiste sie zusammen mit ihrer Hausdame Hermine Voigtmann, geb. Werner (geb. 20.12.1887 in Wien) per Bahn über Düsseldorf nach Belgien aus.
...
Die für den 12. April 1939 gebuchte Schiffspassage mit der "S.S. Nyassa" der Hamburger Woermann Linie von Antwerpen nach Lissabon konnten das Ehepaar Brecher, Lili Deutsch und Hermine Voigtmann nicht antreten. Der Kapitän erklärte noch in Antwerpen, trotz der Empfehlung des Portugiesischen Botschafters aus Berlin, die portugiesischen Behörden würden das Aussteigen der vier Reisenden verweigern. Auf Kosten der Reederei kamen sie vorübergehend im Antwerpener Century Hotel unter. Das Gepäck war bereits ohne ihre Zustimmung und trotz einer Ausfuhrgenehmigung auf ein Schiff Richtung Hamburg umgeladen worden.
...
Im August 1939 wurden acht große Versandkisten (sogenannte Lifts, gekennzeichnet mit dem Speditionskürzel "E.F. & Co." für Edmund Franzkowiak & Co.) von Hamburg nach Luxemburg transportiert, Gewicht jeweils 2500–3000 kg. Die Frachtkisten waren – siehe oben – im April 1939 von Antwerpen nach Hamburg zurückbefördert worden, obwohl für sie Ausfuhrgenehmigungen vorlagen. Rund vier Monate wurden sie im Hamburger Hafen unerlaubt festgehalten. Lili Deutsch erreichte anscheinend nach zähen Verhandlungen die Freigabe der Frachtkisten. In sechs großen Kisten befanden sich u.a. die wertvolle Wohnungseinrichtung von Lili Deutsch (Versicherungswert 50.000 RM), darunter antike Möbel, Orientteppiche sowie wertvolles Porzellan und Kristall. Zwei weitere große Kisten enthielten Teile der Leipziger Wohnungseinrichtung von Ehepaar Brecher. Da auch im August 1939 noch nicht für alle eine Einreisegenehmigung für Portugal vorlag, wurde die für Lissabon bestimmte Wohnungseinrichtung als "Transitgut" im neutralen Luxemburg zwischengelagert. In Luxemburg sollte sich der ehemalige AEG-Mitarbeiter Schmidt um die Lagergebühren in der "Zollniederlage" und den Weitertransport mit der Luxemburger Speditionsfirma J. A. Welter kümmern. Aber auch Luxemburg wurde im Mai 1940 von der Wehrmacht besetzt, und im Dezember 1940 lagerten die Versandkisten noch im Zoll-Lager, im November 1941 sollen sie beschlagnahmt worden sein. Später hieß es in der Entschädigungsakte dazu: "Das Umzugsgut blieb in Luxemburg nach der Auswanderung liegen und wurde vom deutschen Chef der Zivilverwaltung in Luxemburg beschlagnahmt."
 
Primärquelle
Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA), Rep. 36A Oberfinanzpräsident Berlin-Brandenburg (II) Nr. 7191 (Elisabeth Deutsch); D 1308 (Elisabeth Deutsch geb. Kahn) ?
Sekundärquelle
https://www.stolpersteine-hamburg.de/?MAIN_ID=7&BIO_ID=1724
https://www.geni.com/people/Elisabeth-Deutsch/6000000002765848401
Onlinequelle
 
 
zugeordnete Umzugsgüter
 
 
.svgDSMlogo { fill: #fff; } .svgDSMType { display: block; } .svgDSMlogo { fill: #fff; } .svgDSMType { display: block; } .svgNavPlus { fill: #002c50; } .svgFacebook { fill: #002c50; } .svgYoutube { fill: #002c50; } .svgInstagram { fill: #002c50; } .svgWatch { fill: #002c50; } .svgPin { fill: #002c50; } .svgLetter { fill: #002c50; } .svgLeibnizLogo { fill: #002c50; } .svgDSMlogo { fill: #fff; } .svgDSMType { display: block; }